Ein nebliger Tag, leicht verhangen, aber immer wieder güxlet die Sonne raus, und beleuchtet die in allen herbstlich schillernden und leuchtenden Bäume. Ideales Wetter für einen Spaziergang. Bereits sind Jacke und Schal nötig, denn es bläst doch ab und zu die bissige Bise.

Huuiii!

Heute möchte ich dir ein weiteres Juwel ans Herz legen.

Den Türlersee.

Viele kennen den See, aber nur bitz schüüch. Er liegt zwar etwas versteckt in einem kleinen Seitental, aber es lohnt sich alleweil als Ausflugsziel.

Und wie bei vielen chli versteckten Sachen, gibts auch hier um den See viele Sagen und Geschichten, Schauermärchen und chli Mystik.

Der Türlersee liegt im Kanton Zürich, im Kelleramt. Chli nördlich von Hausen. Und wer den Albispass schon mal überquert hat, kommt nicht drumrum, diesen See gesehen zu haben. Er ist zirka 1,4 Kilometer lang und an der breitesten Stelle 500 Meter breit. Mit 22 Metern Tiefe auch nicht allzutief, aber er liegt wunderbar eingebettet zwischen Wald und unberührter Moorlandschaft.

Zur Entstehung des Sees gleich eine Sage:

Da, wo jetzt der Türlersee sich ausbreitet, lag in alten Zeiten ein schöner Bauernhof mit fruchtbaren Feldern. Der Besitzer hatte ein einziges Kind, eine anmutige, liebe Tochter. Die war dem jungen Schlossherrn auf der Schnabelburg ins Auge gefallen, und er stellte ihr leidenschaftlich nach. Das ehrbare Kind wies aber beharrlich all seine Versprechungen zurück.

Da überredete der Schlossherr den Vater, das Mädchen zu mitternächtlicher Stunde unter allerlei Vorspiegelungen auf das Schloss zu bringen. Er öffnete selbst das Tor und zog die Widerstrebende herein. Wie er das Tor schliessen wollte, merkte sie, was gespielt wurde, und stiess einen Schrei der Verwünschung gegen ihren verräterischen Vater aus. In diesem Augenblick fuhr ein flammender Blitz vom Himmel und traf ihr Elternhaus. Sie sah, wie sich eine feurige Kluft öffnete und der schmucke und einst so gesegnete Hof mit allen Feldern darin verschwand. Am Morgen aber lag an deren Stelle ein See.

(Nach K.W. Glättli, «Zürcher Sagen», Zürich 1959)

Rational betrachtet ist’s ja eher so, dass der See ein Überbleibsel der Gletscherzeit ist, aber so eine Sage hat doch viel mehr Tragik/Romantik/Moral.

Passt.

Wir steuern den See vom sogenannten Hexengraben aus an, ein kurzer Weg vom Parkplatz führt uns zwischen zwei Hügeln durch an die herrlichen Gestade des ruhigen Sees. Es ist rund um den See Naturschutzgebiet, nur zwei bis drei Bootshäuser säumen das Ufer. Kein Motorboot, kein Kursschiff, nur Wasservögel und ein paar Fischer. Es scheint hier die Zeit stillzustehen.

Der Weg führt ganz nah am See entlang, und überall finden wir zahlreiche Brätelstellen, oder Holzstege, die zum fischen gedacht in den See führen. Überhaupt ist es sehr sauber hier, es sind viele Abfallkübel/Robidogs (auch ohne Sattel, smile) aufgestellt. Der Weg ist angenehm im Wald und weil am Ufer des Sees, auch recht flach. Es herrscht Leinenpflicht für Hunde und Velofahrverbot. Ein regelrichtiges Paradies zum spazieren.

Es hat trotz Bise recht viele Leute, und Kind und Kegel verweilen an den Brätelstellen und grillieren eine Wurst.

Schön- So schön! Unsere Zuversicht gegenüber unseren Mitmenschen steigt- Es gibt sie also doch noch, die Normalen. Welche nicht die Kinder hinter die PlayStation versorgen, um ungestört ihren SocialMedias zu wischen.

Tut gut, das zu sehen.

Auf der anderen Seite des Sees führt oben die Strasse von Hausen durchs Reppischtal nach Stallikon. Diese Strasse ist auch mit dem Auto herrlich, um in der Natur chli zu gondeln.

Wir kommen an den Campingplatz, er ist leer, es stehen nur die Fundamente der Wohnwagen. Winterdicht demfall.

Gleichzu die Seebadi- Herrlich gelegen und im Sommer sicher sehr gut gefüllt.

Hier sind wir mal vor Jahren-als der See gefroren war- auf den See gegangen, und es hat sogar Brstwurst vom Grill auf dem See gegeben. Den Grill mussten die immer wieder verschieben, weil es unten halt immer das Eis wegschmolz.

Der letzte Teil zum Ausgangspunkt ist chli ein auf und ab, aber würkli herrlich.

Wir nehmen den Weg wieder zwüschen den beiden Hügeln durch, welche wie erwähnt Hexengraben, oder eben Chriemhildegraben heisst. Hier die nachdenkliche Sage dazu:

Weit vom Meeresstrande her wanderte einst eine Familie ins Knonauer Amt ein. Der Mann war von friedlicher Gemütsart, das Weib finster und ungesellig, doch dem Gefährten eine treue Gehilfin und dem wunderlieblichen Kinde eine sorgsame Mutter. Hinter Vollenweid‚ auf dem Berge am Türlersee, bauten sie eine Hütte und erwarben beträchtliches Grundeigentum.

Wundersam gedieh die Arbeit ihrer Hände, und was sie gepflanzt, blühte und reifte in üppiger Fülle. Vor allem erfüllte der herrliche Garten die Nachbarn mit Bewunderung, aber auch mit geheimem Neide. Mit freundlichem Sinn teilten der Mann und das Kind von den duftenden Blumen und den saftigen Früchten auch vorbeiziehenden Wanderern und den Nachbarn mit, und oft trug das liebliche Mädchen den Kranken der Umgebung heilsame Kräuter zu. Das sah die Mutter – Chriemhilde nennen sie die einen, die andern Verena – nicht gerne, doch Vater und Kind beschworen mit freundlicher Mahnung den bösen Geist in ihr.

Nach etlichen Jahren geschah es, dass der gute Vater in den erbosten Wellen des Türlersees sein Grab fand. Mit ihm entwich der gute Geist, der über dem Hause gewaltet hatte. In finsterer Trauer arbeitete das Weib weiter, aber in ihrem Herzen wucherten Habsucht und Menschenhass. Umsonst harrten die Kranken der Heilkräuter, umsonst schauten die Nachbarskinder nach den Wunderblumen in Chriemhildens Garten. Die Unglückliche erweiterte unbefugt ihre Grenzen. Das liessen sich die Herferswiler nicht bieten. Ohne der Guttaten des Verstorbenen zu gedenken, fielen sie über die Witwe her und brachten sie mit Zank und Hader und rastlosem Treiben vor den Gerichten um ihren Grundbesitz. Das gute Kind aber konnte das Wesen der Mutter nicht ertragen; es welkte dahin und fand im Schoss der Erde frühe seine Ruhestätte.

Als nun Chriemhilde einsam geworden und ihr die Herferswiler alle Grundstücke bis auf den Garten wegprozessiert hatten, sprach sie in wildem Unmut: „So kann ich doch noch gartnen!“ Aber es war kein Segen bei ihrer Arbeit, und der Garten blieb ein Schatten von der ehemals lachenden Pracht. Schliesslich beraubten die Nachbarn sie auch noch des Gartens, und das Weib lebte nur noch im Gefühl der Rache.

Da nahte ihr der Böse. Der gab ihr ein, sie solle mit dem Wasser des Türlersees, das ihren Mann verschlungen hatte, ihre Feinde ertränken und ihre Felder verwüsten. Ein Hügel, der Jungalbls, trennt nämlich den See von dem Dorfe, und diesen wollte sie mit Teufels Gewalt durchstechen. De Böse verlieh ihr Riesenkräfte und -gestalt. Eines Nachts machte sie sich ans Werk. Mit einer Schaufel wie ein Tennstor so gross, schaffte sie in grausiger Hast, mit jedem Stich einen Schuh weit vorrückend. Da sie aber mit dem Teufel abgemacht hatte, sie dürfe bei der Arbeit kein Wort reden, konnte sie ihrer Freude über das rasche Vordringen der Arbeit nicht Ausdruck geben. Sollte sie aber ein Wort über die Lippen lassen, bevor das Wasser durch den Graben in die Herferswiler Felder laufe, so wäre sie sein.

Wie sie zum letzten Stich die Riesenschaufel hob, konnte sie ihr Entzücken nicht mehr bändigen, und wild jauchzend rief sie: „So ist’s geschehen, Gott zu lieb oder zu leid!“ In diesem Augenblick entführte ein brausender Sturm die Hexe durch die Luft, auf die blumigen Halden des Glärnisch. Aber unter ihrem Fusse erstarrten Gräser und Kräuter zu Eis. Noch heutzutage steht sie dort, auf ihren Spaten gelehnt, ein zackiger Eisblock und nimmer taut sie auf von den Tränen der Liebe. Denn sie hat nur Hass gesät und Fluch geerntet. Der Graben aber, den sie ausgehoben, blieb, und die Leute nannten ihn nach ihr „Chriemhildengraben“.

(Nach K.W. Glättli, «Zürcher Sagen», Zürich 1970)

Hmmm…

Steckt nicht auch immer ein Korn Wahres in den Sagen? Ist Missgunst gegenüber Fremden und falscher Ergeiz nicht ein Übel, welches wir heute noch gerne tragen? Könnte die Geschichte von Chriemhilde/Vreneli nicht auch auf wahren Tatsachen beruhen?

Während du nun drüber sinnierst, was daran wahr ist, was dazugedichtet, schliessen wir unseren etwa stündigen Spaziergang ab.

Hätte auch Veloparkplätze da. Nur falls jemand die Idee haben könnte, mit der Bicicletta hierhin zu fahren.

Kategorien: Angeguckt

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