Dass wir Menschen gerne andere mustern, einordnen und in ein bestimmtes uns passendes Muster einordnen wollen, wird uns doch bereits schon mit zartem Kinderalter eingepaukt. Wehe, du kennst vor der Einschulung die Buchstaben des Alphabet’s nicht, oder sprichst noch keine zweite Sprache. Schon werden «pädagogisch wertvolle» Förder-/Stützkurse en masse angeboten um dem kleinen Erdenbürger «die besten Chancen für sein Leben» zu geben. Da werden wir völlig blind, denn wer will schon nicht das Beste für den eigenen Nachwuchs? Soll es doch mal besser haben, oder?
Äbe!
Und wehe, ein Elternteil, oder beide Eltern sträuben und wehren sich gegen diesen Zwang, gegen das Normieren, das in eine Schublade stecken des Zöglings. Huh!- Da wird die Lehrerschaft, Schulpflege das ganze Umfeld nun aber richtig richtig aktiv: Jäää, aber wenn das Kind jetzt bald nicht gezielt gefördert wird bleibt es später auf der Strecke mal stehen, und so können wir nicht Verantwortung dafür aufnehmen, es mit diesem Manko in der Schule zu unterrichten. Es wird teilweise sogar gedroht, das Kind vom Unterricht auszuschliessen, weil es verhaltensauffällig ist…??!?
Hä?
Nur weil der kleine Knopf das «r» nicht mit einem Aufstrich macht, muss er in die Nachschulförderung/Logopädie/Logometrie/Feinmotorik?
Wo sind wir denn da gelandet? Wenn man hilflos zusehen muss, dass das eigene Kind dermassen an Kreativität verliert, nur um dem Gros der Gesellschaft zu passen?
Aber sich dagegen auflehnen und das Kind eventuell sogar in eine Privatschule zu schicken? Ist es das Richtige? Tu ich dem Kind einen Gefallen damit, oder hat es dadurch schlechtere Chancen in seinem Leben?
Meist bleibt einem auch nur die Hoffnung, dass diese grossartige Kreativität später wieder zum Vorschein kommen kann und darf.
Wer jetzt aber denkt, es sei nur in der Schulzeit so, täuscht sich hier aber auch ganz schön gewaltig.
Sind wir nicht geprägt von sogenannten Automatismen, welche wir eigentlich gar nicht wollen, wenn wir gut auf unser Innerstes hören würden?
Nur weil der Papi immer einen Audi hatte, selbstverständlich selber auch so einen Wagen dieser Marke zu kaufen, und darauf zu schwören, es sei das Beste? Beim Nachbarn ists das Gleiche, aber einfach ein Toyota, beim Dritten der Opel.
Ertappt? Hehehe!
Wir zum Beispiel einmal wöchentlich immer am Samstag Morgen einkaufen gehen, meist die selben Leute da treffen, und nur mit den Selben ein Schwätzchen führen.
Unser Leben ist dermassen geprägt von Routine, gleichen Abläufen, widerkehrenden Begebenheiten, je mehr- desto besser.
Denn da führen wir uns komischerweise wohl.
Am Arbeitsort immer der gleiche Parkplatz, im Zug der gleiche Sitzplatz.
Hmmja!
Durch diese Regelmässigkeiten werden wir sicherer, fühlen uns komischerweise integriert und bestätigt.
Wenn dann was Unerwartetes kommt und den gesamten Ablauf unserer Regelmässigkeit über den Hauffen schmeisst, plagen uns Existenzängste. Wir haben Angst, alles zu verlieren, möchten so schnell wie möglichst zurück zum alten Tramp.
Momentan erleben wir das doch alle mit der Covid-19 Pandemie. Noch nie hat es ein derartiges weltumgreifendes Ereignis mit so tief einschneidende Änderungen der gewohnten Abläufe gegeben.
Nun kann halt nicht wie seit 20 Jahren, der Strand von Koh Samui beglubscht werden. Nun sind sogar Besuche der eigenen Eltern ein Risiko. Nun werden Einschränkungen am Arbeitsplatz aufgerufen, die gesamte Welt ist in Bewegung, vieles Neues entsteht, alte verkrampfte Sachen werden abgestossen.
Sehen wir doch diese Situation als Chance, schauen in den Spiegel, werden kreativ und bewältigen diese Pandemie.
Jetzt wird das gefordert, was doch jahrzehntelang in uns schlummerte: Kreativität.
Viele grossartige Ideen haben nun Platz zum wachsen, gedeihen und blühen.
Weshalb haben wir dermassen Angst, protestieren gegen den gesunden Menschenverstand, wollen wieder zum bestehenden zurückkehren? Und merken eigentlich nicht, dass das gar nicht mehr gehen kann…
Nehmen wir doch das Ganze als Chance, die Welt, das eigene Umfeld, und vorallem sich selber zu ändern.
Es muss ja nicht die Kündigung der Arbeitsstelle und der Wohnung sein, nur um als Nomade mit dem Camper sein Leben neu zu organisieren (wobei, nett ist der Gedanke alleweil…). Auch kleine Schritte können sehr befreiend sein, Ferien im eigenen Land, die Entdeckung des eigenen Wohnortes, hilft einem genauso, aus diesem eingesperrten Denken und Handeln zu entfliehen.
Die Gelegenheit dazu ist nun da!
Packen wir sie an!
Wir müssen uns alle- jeder für sich- an der eigenen Nase nehmen, und endlich lernen, mit dem Finger auf sich selber und nicht nur auf die Anderen zu zeigen.
Ich zum Beispiel hab auch jahrelang steif und fest behauptet, dass ich nie nie nie mit dem Auto zum Arbeiten fahren würde, das Bahnfahren viel entspannter sei wie das stauen allmorgendlich und abendlich.
Ich sage dir nun: Das ist nicht so. Ich hab den Schritt gewagt, und meinen Ablauf umgestellt; Und finde es absolut einen Mehr wert. Würkli.
Ich ertappe mich selber aber auch oft, über andere zu urteilen, sie in eine Schublade zu stecken.
Aber auch wir stecken auch in so einer Schublade, fast zuoberst.
Und es gefällt uns da.
0 Kommentare