Wir sind endlich wieder einmal ausgeflügelt.

War ja schon lange nüm der Fall, weil die Pandemie es uns erschwert, einfach so unbedarft und voller Wissensdurst was angucken zu gehen.

Und du weisst, dass wir das sooo fest lieben!

Jetzt kommt ja wieder die Zeit, wo man ohne Heizstrahler sich draussen aufhalten kann, und wenn die blöde Bise nicht weht, ist es regelrecht angenehm draussen.

Wir sind sehr gerne draussen, und erkunden interessantes zu Fuss oder via Velo. Vor Besichtigungen in geschlossenen Gebäuden sehen wir momentan noch ab, so wie wir auch Restaurants drinnen meiden.

Wir fühlen uns einfach noch nicht wohl.

Aber es gibt ja genug für draussen an der frischen Luft, und sehr gerne auch ohne Leute.

Dass ich jetzt nicht an den Quai am See muss oder auf einen Bergpass, ist mir klar. Denn das tut ja jetzt ein Jeder. Gut sind die Golfplätze wieder offen, dann sind die Möchtegern-Draussen-sich-betätigender Yuppies schon einmal beschäftigt mit ihrem Handycap.

Das Zoos und Tierparks wieder offen haben ist richtig und gut. Es ist so wichtig, dass diese Tiere auch genügend Unterstützung, Pflege und Nahrung kriegen. Und ich rede hier nicht von den Millionen schwerfinanzierten Grosszoos, sondern den Kleinen, Feinen. Wer mich kennt weiss, welchen ich meine.

Ich hätte jetzt soooo Lust auf was Kleines und Feines. Keinen Ballenberg– wobei der jährliche Besuch noch aussteht, aber auch nicht ins Tessin. Sondern eher was Gemütliches, Einfaches. Irgend ein See zum drumrum spazieren, oder ein Städtchen zum erkunden oder eine Burg zum entdecken, am liebsten bis öppen eine halbe Stunde von Zuhause weg…

Ich google mal, was es denn hier zringseltume so für Sachen gibt, was wir noni kennen tun. Ist noch schwer, denn wir ausflügeln doch sehr gerne.

Da! Ich entdecke einen neuen Aussichtsturm aus Holz, mit der Überschrift Römischer Gutshof Ottenhusen.

Oh!

Das sieht aber interessant aus.. und ist keine 20 Minuten von deheime im schönen Seetal. Also ein Tal von uns entfernt. Dazwischen liegt nur der Lindenberg.

Topp!

Bin da eh begeistert von, und je mehr ich mich über den Ort informiere, desto mehr will ich unbedingt da hin. Kurz studieren wir, mit dem Velo hinzuradeln, aber da ich die Strecke kenne, weiss ich: Es ist eine enge Hauptstrasse ohne schlauen Veloweg. Nun gut, Hubi ist froh, auch mal wieder mit ausflügeln zu dürfen.

Dann noch Getränke und Snacks in die Kühltasche.

Und los gehts.

Wir sind sehr schnell über die Kantonsgrenze (naja, bei Zug, dem kleinsten Vollkanton der Schweiz sehr schnell möglich) und sind sehr bald am Anfang des Seetals, das Tal, welches idyllisch zwischen Luzern und Lenzburg liegt, mit den malerischen zwei eingebetteten Gewässern, dem Baldeggersee und dem Hallwilersee. Links und rechts erheben sich sanfte Hügel, keine Autobahn zerschneidet diese herrliche Talschaft. Seit jeher sind die Leute gerne hier, zahlreiche Schlösser und Burgen und Ruinen zeugen davon, im Mittelalter schon als Wohnsitz begehrt gewesen zu sein. Auch römische Spuren lassen sich hier verfolgen- Und eben so einer sind wir heute auf der Spur.

Das Dorf Ottenhusen kennen die wenigsten. Auch wenn ich hier schreibe, es läge zwischen dem Aargauer Abtwil und dem Luzerner Hohenrain- Für viele nur Bahnhof.

Auch nach dem Besuch des Ortes.

Eigentlich da, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Irgendwo im Gjätt usse im Niemandsland.

Dass hier ein römischer Gutshof und eine Villa rustica gewesen sein soll, naja, verzell doch das dem Fährimaa. Doch tatsächlich liegen hier gut versteckt in der Erde die Grundmauern eines Gutshofs, welcher hier an prächtiger Aussicht und damals strategisch gar nicht unbedeutender Stelle errichtet worden war.

Entdeckt hatte man den Hof um 1849. Der Fund einer bronzenen Merkurstatuette hier auf diesem Gutshof ist bis heute eine Sensation, denn es ist entgegen römischen Gepflogenheiten alles in Massen herzustellen ein Unikat, welches hier ausgegraben wurde.

Danach wurde der Hof vergessen, bis man 2013 eine Wasserleitung durch das Gelände legen wollte. Nun wollte man der Stätte eine Auffrischung und einen Anschauungsunterricht geben, ohne dass man das gesamte Gelände umbuddeln und freilegen muss.

Aber dann sieht man ja gar keine Grundmauern, gar keine Gebäude, so wie Pompeji, Augusta Raurica, etceterea?

Das ist korrekt. Hat auch seinen Grund. Denn solange auf dem Gelände des ehemaligen Gutshofes nicht gebaut wird, will man da auch keine Grabungen vornehmen.

Ist aber nicht schlimm, ihr werdet sehen.

Wir stellen unseren Hubi in den Schatten der Kapelle ausserhalb des Ortes, denn das Dorf selber besitzt nur wenige öffentliche Parkplätze. Warum denn auch? Wer will denn schon hier hin?

Äbe.

Auf dem Weg zurück ins Dorf werden wir von einem Auto angelichthupt, die Beifahrerin winkt wild mit den Händen…

Ach, wahrscheinlich wieder mal jemand der nach dem Weg fragen will, sind wir uns ja gewohnt. Werden ja überall nach dem Weg nach… gefragt. Das Auto fährt aufs Trottoir und zwei uns Wohlbekannte steigen aus. Mein Vater und seine Frau sind im Begriff, das erste mal seit der Corona Pandemie auswärts essen zu gehen! Wir plaudern und verzellen von unserem aktuellen Vorhaben. Und ich bin sicher, wenn die beiden nicht reserviert hätten im Resti, sie wären mit uns auf Entdeckungsreise mitgekommen.

So ein Zufall! Echtetz!

Nun gut weiter gehts, wir möchten zum eigens für diesen Gutshof erstellten Holzturm. Dessen Geschichte und seine Daseinsberechtigung erfahren. Und nicht wie ein schlecht schreibender Architekt (nein, den Namen geb ich nicht preis, wär zuviel Ehre), der den Sinn des Konstrukts anzweifelt, und verzweifelt archidektonische Similitäten mit Bauten in der Gegend dazuzuziehen, ohne überhaupt zur Plattform raufzusteigen.

Dieser Turm mit Aussicht wurde aus 18 Tonnen Schweizer Holz (Fichten und Douglasien) von einem lokalen Unternehmen im letzten Jahr gefertigt und dann eingeweiht.

Wir erfahren schon hier unten viel über den römischen Gutshof, stehen doch gut gemachte, drehbare Stelen bereit mit den verschiedenen Kategorien von Leuten, welche hier gewohnt haben. Wissen nun auch, dass der Sinn und Zweck dieses Gutshofes durchaus mit einer heutigen Autobahnraststätte verglichen werden kann. Denn durch den reichlichen Anbau an Nahrungsmitteln konnte der Gutsherr nebst Schlaflager auch noch frische Essensvorräte für die Reisenden feilbieten.

Toll!!

Eine Raststätte.

Aus dem 1. Jahrhundert n.Chr.

Hier!

Aha!

So geil!

Dann gehts gut informiert hinein in den Turm, das filigrane Holzgeländer ist passend mit römischen Reliefschnitzereien versehen, durch die luftige Kanthölzerwand kann man die Umgebung sehen. Auf der Plattform dann ein sich weit öffnendes Panorama Richtung Alpen. Und in der Mitte eine der bedeutendsten römischen Kleinplastiken der Schweiz. Die Statuette, welche man hier auf dem Gutshof gefunden hatte. Hier oben zwar ein Replik, das Original aus Bronze steht im Historischen Museum in Luzern, aber Merkur wacht auch als Kopie gut über uns.

Der Weitblick über die herrliche Alpenwelt lässt uns geniessen und staunen, dass dieser 12 Meter hohe Turm hier im letzten Sommer errichtet werden konnte. Auf der anderen Seite an der Balustrade sind zwei Feldstecher fix montiert. Durch diese Beiden sieht man den Gutshof als imaginäres Bild. Ja, klar! Hier muss er gestanden haben, hier ist der Hügel flach, aber wir könnens uns nun leibhaftig vorstellen.

Aaah!

Lässig!

Sowas von gut gemacht!!! Knöternder Herr Architekt, da müssten sie leider nochmals ran. Oder besser nicht, ich mag seine Schreibweise eh nicht. Wir geniessen Merkurs Gastrecht nochli und gehen nach einiger Zeit wieder nach unten. Hier wartet nämmli noch ganz was Spassiges auf uns. Die PH Luzern hat ein spielerisches Rätsel in Form eines Flyers geschaffen, auf dem eine Geschichte erzählt wird und man mittels der aufgestellten Tafeln auch Antworten findet. So spaziert man mit herrlicher Aussicht auf einen zirka einen Kilometer langen Weg, welcher lose mit interessanten Infotafeln bestückt ist.

Bis man dann am Waldrand vor der Endtafel steht.

Praktischerweise gleich neben einem grosszügigen Grillunterstand zur freien Benutzung zum Picknicken.

Man kann hier das Rätsel lösen. Und mit dieser Lösung sich den verdienten Stempel holen, der gut verwahrt wird.

Toll gemacht, und gut umgesetzt. Sehr informativ, und leicht verständlich.

Nichts trockenes, längweiliges, sondern lauter interessante Details und ein amüsanter Rätselspass.

Also ich kann den Ausflug zum Römerturm in Ottenhusen allen wärmstens empfehlen.

Und wer schon hier ist, soll die Ruine Nünegg in Lieli auch besuchen, lohnt sich alleweil, und schiinz gäbe es hier seit Neuestem auch so ein Abenteuer zu lösen? Wie kool ist dass denn??

Auch das Schloss Heidegg weiter unten im Seetal können wir wärmstens empfehlen, nicht nur mit Kindern ein Heidenspass.

So hat das Seetal eine ganze Menge interessantes zu bieten.

Es wartet nur darauf, von dir entdeckt zu werden.

Kategorien: Angeguckt

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